Schmerzempfindliche Zähne? Heiß/kalt Sensibilität?
Welches sind die Ursachen? Was kann man dagegen tun?
Viele Patienten leiden an empfindlichen Zähnen und empfinden Schmerzen beim Genuss von heißen oder kalten Getränken bzw. Speisen.
Hervorgerufen wird diese Schmerzempfindlichkeit durch eine Dentinhypersensibilität aufgrund von
- Zahn-Erosionen
- Abrasionen und
- freiliegende sensible Zahnhälse.
Was man dagegen tun kann, möchte ich in diesem Beitrag besprechen.
Zahn-Erosionen
Eine dentale Erosion wird als Verlust des Zahnhartgewebes durch chemische Mittel ohne die Beteiligung von Mikroorganismen definiert (Eccles, 1979), z.B durch Säuren oder Schleifkörper in Zahncremes.
Bei Erosionen kommt es zum Verlust der Zahnhartsubstanz. Die klinische Zahnkrone (siehe Abbildung) wird von Zahnschmelz bedeckt. Zahnschmelz (lat.: Enamelum) ist die härteste Substanz in unserem Körper. Er ist hoch mineralisiert (95% anorganische Bestandteile). Der Hauptbestandteil ist Hydroxylapatit und dieser ist säurelöslich.Ursache für Zahn-Erosionen können
- Eßstörungen bzw. gestörtes Eßverhalten
- Rückfluss von Mageninhalt
- der übermäßige Genuss von Softdrinks
und Zitrusfrüchten - zu geringer Speichelfluss
sein.
Gestörtes Eßverhalten wie z.B. Bulämie nervosa wird charakterisiert von Essorgien im Wechsel von Hungern und selbst hervorgerufenem Erbrechen, um das Gewicht wieder zu reduzieren. Dieses Verhalten ist nicht geschlechtsspezifisch.
Auch der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (gastroösophagaler Reflux) kann dentale Erosionen hervorrufen. Dabei gelangt Magensäure in die Mundhöhle und greift zuerst den Zahnschmelz, dann die darunterliegende Dentinschicht (lat.: Dentinum = Zahnbein) an und bei freiliegenden Zahnwurzeln auch den Wurzelzement (lat.: Cementum).
Als erstes treten Erosionen auf den gaumenwärtigen Oberflächen der Oberkieferzähne auf. Dann werden die Kauflächen der Seitenzähne (Prämolaren und Molaren) und danach die wangenwärtigen (bukkale) Flächen der Seitenzähne angegriffen.
Weitere Ursache für dentale Erosionen kann der übermäßige Genuss von Softdrinks und säurehaltigen Getränken sein (z.B. Apfelsaft, frisch gepresster Orangensaft, Sportlergetränke, isotonische Drinks, Energy Drinks).
Auch der übermäßige Genuss von Zitrusfrüchten kommt als Ursache in Frage.
Außerdem tragen Personen, die einen zu geringen Speichelfluss (Hyposalivation) haben, ein hohes Risiko dentale Erosionen zu bekommen.
Speichel hat viele positive Eigenschaften. Er enthält Puffer, die die Säuren in der Mundhöhle neutralisieren und Mineralien, die die Zahnhartsubstanz remineralisieren (= wieder härten) und somit vor Karies schützen.
Zu geringer Speichelfluss kann auch zu Mundtrockenheit (Xerostemie) führen, die verschiedene Ursachen haben kann:
- Medikamente
(Blutdrucksenker, Antidepressiva) - Stress
- Klimakterium
(Bei Patientinnen nach dem Klimakterium können sich die Speichel- und Tränendrüsen zurückbilden / Sjögren- oder Siccasyndrom)
Weitere Informationen zum Thema „Speichel“ finden Sie auch unter → Mundgesundheit.
Was kann ich als Patient bei Mundtrockenheit (Xerostemie) tun?
• Zuckerfreie Kaugummis fördern den Speichelfluss (→ Kaugummikauen)
• Auch xylitolhaltige Lutschpastillen (Drops) erhöhen den Speichelfluss und schützen so vor Karies
• Konsum von säurehaltigen Getränken und Verzehr von Zitrusfrüchten einschränken
Nach dem Konsum solcher Getränke den Mund mehrfach mit Wasser ausspülen, um die Säuren aus dem Mund zu spülen. Es ist nicht zu empfehlen, sich direkt nach dem Genuss dieser Produkte die Zähne zu putzen.
Die Zahnhartsubstanz ist in diesem Moment durch die Säure angegriffen und etwas „weicher“. Würde man jetzt die Zähne putzen, bestünde die Gefahr, sich die gesunde Zahnhartsubstanz wegzuputzen. Besser man spült den Mund mehrfach mit Wasser aus und wartet vor dem Zähneputzen noch einen halbe Stunde.
Abrasion
Unter Abrasion versteht man einen Verlust der Zahnhartsubstanz durch „Zähneknirschen“ (Reibung, lat.: abrasio = Abnutzung).Da das heutige Berufsleben immer stressiger wird, behandeln wir vermehrt Patienten, die mit den Zähnen knirschen und pressen (Bruxismus).
Zähneknirschen und Pressen werden als sogenannte „Parafunktionen“ bezeichnet und führen im Anfangsstadium zu Rissen und später sogar zu Abplatzungen an der Zahnhartsubstanz.
Durch den erhöhten Abrieb wird zuerst der Zahnschmelz vermehrt abgetragen. Das darunterliegende Zahnbein (Dentin) wird so freigelegt. Das freiliegende Dentin (Zahnbein) ist extrem temperatur- und berührungsempfindlich. Außerdem ist es deutlich weicher als Zahnschmelz (Enamelum) und somit kariesanfälliger.
Durch den Verlust der Zahnhartsubstanz an den Seitenzähnen (Prämolaren und Molaren) verringert sich die vertikale Dimension des Gebisses und der Biss senkt sich ab. Dadurch bekommen die Schneidezähne mehr Kontakt, nutzen sich so schneller ab und werden immer kürzer.
Dies stellt sowohl ein funktionelles Problem als auch ein ästhetisches/optisches Problem dar.
Was kann man bei Parafunktionen tun?
Wir können in unserer Praxis Aufbißbehelfe (sogenannte Knirscherschienen oder auch Aufbissschienen) herstellen. Diese werden nachts und falls notwendig auch tagsüber getragen. Sie schützen das Gebiss effektiv und verhindern den übermäßigen Verlust der Zahnhartsubstanz.
Die Knirscherschienen sind aus transparentem Kunststoff gefertigt und fallen daher optisch nicht auf. Sie bieten einen guten Tragekomfort und auch die Kiefergelenke werden durch das Tragen der Schienen geschont: Kiefergelenksknacken und -geräusche, die eine Folge der Parafunktionen sind, werden gelindert oder verschwinden ganz.
Häufig klagen Patienten, die knirschen oder pressen über Spannungskopfschmerzen. Auch diese Symptomatik verschwindet durch das Tragen einer Knirscherschiene.
Weitere Maßnahmen, die Erleichterung bringen können:
- Physiotherapie
- Entspannungstechniken (z.B. Yoga)
- Auch die Anwendung von Bachblüten kann helfen. Bachblüten wirken auf der psychischen Ebene und helfen stressige Situationen und Lebensphasen zu meistern.
Freiliegende sensible Zahnhälse
Freiliegende Zahnhälse können eine Spätfolge von Parafunktionen (Knirschen oder Pressen) sein. Durch Knirschen oder Pressen kommt es zu einer unnatürlichen (unphysiologischen) Belastung einzelner Zahngruppen oder Zähne.
Dadurch wird der Kieferknochen abgebaut und das Zahnfleisch geht zurück. Die Zähne können sich lockern und die Wurzeloberfläche mit dem Wurzelzement (Cementum) wird freigelegt. Wurzelzement besteht aus 65% Mineralien, 23% organischem Anteil und 12% Wasser. Da Wurzelzement weicher und durchlässiger ist als Dentin, ist es extrem temperatur- und reizempfindlich. Gleichzeitig nimmt auch die Gefahr durch Kariesbefall zu .
Wie bereits erwähnt sollten Patienten, die knirschen oder pressen, regelmäßig eine Knirscherschiene tragen, um diese Folgen zu vermeiden.
Freiliegende Zahnhälse können aber auch eine Folge von falscher Putztechnik sein. Zu starkes „Schrubben“ und zu starkes Aufdrücken mit der Zahnbürste können zu Zahnfleischrückgang (Parodontose) und zur Abtragung von gesunder Zahnsubstanz führen (Putzdefekte).
Ebenso führt der Gebrauch von stark scheuernden Zahncremes vor allem in Kombination mit einer zu harten Zahnbürste zu übermäßigem Verlust von gesunder Zahnhartsubstanz.
Unser Prophylaxeteam gibt Ihnen wertvolle Tipps zur richtigen Putztechnik.
Wir empfehlen die Verwendung einer Zahnbürste mit weichen Borsten und Zahncremes mit einem geringen Anteil an Scheuerpartikeln.
Der Anteil an Scheuerpartikeln wird als RDA –Wert angegeben und ist auf der Verpackung der Zahncreme angegeben. Achten Sie daher beim Kauf Ihrer Zahncreme auf einen geringen RDA-Wert. Je geringer der RDA Wert, desto geringer die Abrasivität.
Patienten die sensible freiliegende Zahnhälse haben, sollten spezielle desensiblisierende Zahncremes und Mundspüllösungen verwenden. Ebenso ist der regelmäßige Gebrauch von Fluoridgelees zu Hause unbedingt zu empfehlen, um das erhöhte Kariesrisiko dieser Patienten zu senken. Auch hier kann Ihnen unser Prophylaxeteam wichtige Informationen und Tipps geben.
Schmerzempfindliche Zähne erfolgreich therapieren!
In unserer Praxis haben wir die Möglichkeit mithilfe von modernen Kunststoffen (Adhäsivtechnik) in Verbindung mit Dentallasern solche Defekte besonders schonend zu restaurieren, ohne diese Zähne überkronen zu müssen.
→ Lesen Sie mehr zu den Vorteilen von Dentallasern bei der Füllungstherapie
Außerdem gibt es spezielle Fluoridgelees und Lacke, die wir auf die betroffenen Stellen auftragen, um diese zu härten, zu desensibilisieren und um Heiß-Kalt-Empfindlichkeiten zu lindern sowie diese Areale vor Karies zu schützen.
Wir können auch Fluoride in die Zahnsubstanz einlasern. Dadurch baut sich sofort ein wirksamer und langanhaltender Schutz auf. Im Vergleich dazu wirken Gelees und Lacke, die nur eingepinselt werden, nur für einen kurzen Zeitraum. Die Therapie mit dem Laser ist der konventionellen Therapie, wie bereits erwähnt, überlegen.
Die → Dentallaser leisten in der Therapie von dentalen Erosionen, Abrasionen bzw. freiliegenden Zahnhälsen und den damit verbundenen Sensibilitäten einen sehr wichtigen Beitrag. Diese Defekte auf den Zähnen sind deutlich kariesanfälliger. Mithilfe der modernen Lasertechnologie können wir solche Zahnoberflächen effektiv härten und wirksam gegen Karies schützen.
Die freiliegenden offenen Dentintubuli, die die Ursache der Hypersensibilität (erhöhte Heiß-/Kaltempfindlichkeit) sind, lassen sich mithilfe der modernen Dentallaser effektiv und langfristig verschließen. Somit verschwinden die Beschwerden sofort.
Zuhause kann der betroffene Patient bzw. die Patientin spezielle desensibilisierende Zahncremes und Mundspüllösungen verwenden und in regelmäßigen Abständen Fluoridgelees auf die Zahnoberflächen einbürsten.
Unser Prophylaxeteam informiert Sie gerne.
Fazit:
Wir können durch schonende Schutz- und Pflegemaßnahmen die Sensibilität der Zähne positiv beeinflussen. Und wenn bei Ihnen bereits Defekte vorliegen, können wir diese effektiv und wirkungsvoll therapieren. Dabei bieten Dentallaser eine sinnvolle Ergänzung.
Sprechen Sie uns bitte an, wenn Sie noch Fragen haben oder unter den beschriebenen Symptomen leiden.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Bildquellen in diesem Beitrag: 123RF, Hempel+Langkau