Plastik in der Zahnpflege

Plastik in der Zahnpflege

Plastik in der Zahnpflege

(Einmal-)Plastik ist in der Zahnpflege leider noch weit verbreitet. Seien es Zahnbürsten, Zahnseidehalter, Interdentalbürsten oder Zahncremes. Fünf Tuben Zahnpasta verbrauchen die Deutschen jährlich im Schnitt, rund 413 Millionen Tuben Zahnpasta werden gekauft. Der größte Teil davon in konventioneller Form, d.h. nicht nachhaltig verpackt, sondern in einer Plastiktube oder einem Spender. Aneinandergereiht würde das zweimal die Strecke von der Erde bis zum Mond und zurück ergeben. Geht man von einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 11 Gramm pro leerer Plastiktube aus, dann entstehen allein in Deutschland etwa 4.510 Tonnen Plastikmüll pro Jahr nur durch Zahnpastatuben und -spender.

Plastik aus der Tube

Doch nicht nur das Plastikmaterial der Tube ist ein Umweltproblem. Oft enthalten konventionelle Zahncremes zudem Partikel aus Mikroplastik oder Mikroplastikperlen/Microbeads, die entweder als Schleifmaterial Beläge von den Zähnen entfernen sollen, oder Kunststoff in anderen Aggregatzuständen wie die Plastikverbindung „PVM/ MA Copolymer als Bindemittel.

Kläranlagen können Mikroplastik jedoch nicht vollständig aus dem Abwasser entfernen. Auf diese Weise gelangt Mikroplastik nach dem Putzvorgang in den Wasserkreislauf, was nicht nur die Gewässer und die Umwelt belastet, sondern auch unsere Gesundheit. Denn zum einen schlucken wir auch geringe Mengen von Zahnpasta inkl. dem Mikroplastik. Zudem gelangt es über die Nahrungskette früher oder später wieder zu uns zurück.

Was ist Mikroplastik?

Unter Mikroplastik versteht man kleinste Kunststoffteilchen, wobei allgemein zwischen Large Microplastic Particles (1 mm bis 5 mm) und Small Microplastic Particles (1 μm bis 1 mm) unterschieden wird. Es entsteht durch chemisch-physikalische oder biologische Zersetzungsprozesse oder Abrieb von Reifen und Fasern aus Kunststoffkleidung. Kosmetikartikeln wie Zahnpasta, Peeling Produkten und Duschgel wird teilweise noch immer Mikroplastik zugesetzt. Auch in Reinigungsmitteln, als Additive in Lacken und Farben oder bei Beschichtungsmitteln für Textilien ist Mikroplastik enthalten.

Mittlerweile ist Mikroplastik überall in der Natur zu finden und kann mit den heute existierenden Möglichkeiten nicht mehr entfernt werden. Den Großteil des Mikroplastiks nimmt der Mensch über die Nahrungsaufnahme und das Einatmen auf. Insgesamt bis zu 5 Gramm wöchentlich, was dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht. Aktuelle Studien haben Mikroplastik im menschlichen Darm, der Lunge und im Blutkreislauf gefunden. Noch wissen Experten nicht genau, welche Auswirkungen dies auf die menschliche Gesundheit hat, doch sie warnen, dass bedeutende gesundheitliche Probleme mit Mikroplastik in Verbindung gebracht werden könnten.

Zahncreme mit Mikroplastik vermeiden

Eigentlich ist Mikroplastik in Zahncremes bereits seit 2014 verboten, doch die Vorschriften sind äußerst löchrig und die EU räumt lange Übergangfristen für die Verwendung von Mikroplastik von vier bis zwölf Jahren ein, je nach Komplexität der Herstellung und der Verfügbarkeit geeigneter Alternativen zu Mikroplastik.

Viele konventionelle Hersteller haben zwar angekündigt, Mikroplastik aus ihren Produkten zu verbannen. Doch sie definieren Mikroplastik unterschiedlich und erkennen zwar ganz bestimmte (feste) Kunststoffe wie Polyethylen (PE) als Mikroplastik an, nicht jedoch Kunststoffe wie Nylon-12, Acrylates Copolymer oder Acrylate Crosspolymer. Doch auch diese und viele andere Stoffe sind laut Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und BUND als Mikroplastik einzustufen. Selbst wenn also feste Plastikpartikel seltener zu finden sind, können konventionelle Zahncremes zum Beispiel PVM/MA Copolymer enthalten. Auch solche wasserlöslichen Stoffe sind schwer abbaubar und wirken sich negativ auf die Umwelt aus.

Im Rahmen eines „Zero Pollution“ Aktionsplans hat sich die EU nun 2023 verpflichtet, bis 2030 eine Reduzierung von 30 Prozent des Mikroplastikabfalls zu erreichen. Seit Oktober 2023 ist der Einsatz von erdölbasiertem Mikroplastik als Schleifmittel in Zahncremes verboten. Zu anderen Zwecken, zum Beispiel als Binde- oder Trübungsmittel, können Mikroplastik und weitere Kunststoffe aber noch immer enthalten sein.

Der folgende Beitrag der Verbraucherzentrale enthält eine Liste der chemisch hergestellten Plastikzusätze in Kosmetikprodukten (nicht nur Zahncremes):

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/produkte/mikroplastik-und-kunststoffe-in-kosmetik-und-im-meer-26381

Nachhaltige Alternativen

Wir empfehlen im Zweifelsfall – fluoridhaltige – Zahnpasta von zertifizierten Naturkosmetik-Herstellern zu verwenden, da diese auf solche bedenklichen Inhaltsstoffe verzichten und ohne jegliches Mikroplastik und flüssige Kunststoffe auskommen. So lassen sich Plastikmüll und Mikroplastik reduzieren.

Viele Bio-Zahncremes sind ohne Fluorid, doch weil Fluorid den Zahnschmelz widerstandsfähiger gegen Karies macht, sollte man nur solche mit Fluorid benutzen. Auch Testplattformen wie Öko-Test und Stiftung Warentest bewerten Fluorid als positiv bei der Bewertung von Zahnpflegeprodukten.
Weitere Informationen zum Thema Fluorid gibt es in einem gesonderten Artikel unseres Blogs.

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